Zur Aktualität des Maskenspiels

Mit Viola Köster

ede Zeit hat ihre Masken und jede Maske verlangt eine ihr spezifische Spielweise. Während die Masken der griechischen Tragödien beim Spielen zunächst sogar offen-sichtlich vors Gesicht gehalten wurden, lagen die Masken der Commedia dell`Arte bereits auf der Gesichtshaut an; während die exzentrischen Schminkmasken des Bürgerlichen Theaters direkt auf die Haut gemalt wurden, hat die Postdramatik den Einzug des Realen auf die Bühne gefordert, was die Thematisierung nackter Körper auf der Bühne nach sich gezogen hat und bis heute nach sich zieht. Vereinfacht lässt sich eine Bewegung der Maske unter die Haut bzw. eine Internalisierung der Maske feststellen. Die Gesichtsmaske scheint im Gegensatz dazu seit langer Zeit zum Spielmittel zweiter Klasse degradiert worden zu sein.
Diese Entwicklung missachtet jedoch den Fakt, dass ein Spiel ohne Maske nicht möglich ist. Jeder, der sich für eine authentische Spielweise ausspricht, verlangt nach einer Unmöglichkeit, besteht doch jedes Spiel immer aus einem Oszillieren zwischen dem Verborgenen und dem Dargestellten, dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren, dem Spieler und seiner Figur. Insofern lässt sich die Maske als paradoxe Form beschreiben, die die Grenze zwischen diesen beiden Polen sichtbar sowie das Spiel zwischen diesen Polen für Spieler trainierbar macht.

In diesem Workshop werden wir uns also über alle Trends und (Vor-)Urteile gegenüber der Maske hinwegsetzen und anhand         verschiedener Textbeispiele und Dramenfiguren diskutieren, welche entscheidenden Funktionen Masken auf der Bühne sowie im sozialen Miteinander erfüllen, welche Sozialmasken die Theatermasken der letzten Jahre maßgeblich inspiriert haben und welche Theatermasken die Sozialmasken andererseits von der Bühne aus beeinflussen könnten.